Wie werden Samen zum Keimen gebracht?

Diese Info kam zu Stande, nachdem wir feststellen mussten, wieviele Grower zwar schon reichlich Erfahrung mit "den" Pflanzen gemacht haben, aber wie Samen richtig zum Keimen gebracht werden und die Saat erfolgreich gross gezogen wird, wissen komischerweise nicht viele Grower. Der Grund dafür ist, das die meisten Grower immer noch mit den heute weit verbreiteten Stecklingen arbeiten. Da nun aber 99,9% ige weibliche Samen auf dem Markt erhältlich sind, wurde es Zeit, dieses Informationsdefizit auszuräumen. Wie oft im Leben gilt natürlich auch hier: Probieren geht über Studieren!

Hier nun einige Ratschläge und Möglichkeiten, wie man Samen zu starken und gesunden Pflanzen heranwachsen lassen kann.

Wachstumsmedien: Steinwollflocken, Steinwollstartblöcke, Töpfe oder Töpfchen mit Erde, Jiffy Torfquelltöpfchen, im Garten

Steinwollflocken: Sind ein prima Wachstumsmedium, um Samen keimen zu lassen. Das grösste Problem ist allerdings, das man die Steinwollflocken schon nach 2 Tagen in ein Steinwollstartblock oder in Erde umpflanzen muss. Also sollte man den Samen vielleicht sofort in einem Steinwollstartblock keimen lassen, dann erspart man sich einen Arbeitsgang.

Steinwollstartblöcke: Sind vor allem für grössere Grower ein sehr gutes Wachstumsmedium. Spüle deine Startblöcke erst richtig gut mit Wasser (PH-Wert 5,3) aus, um den PH-Wert im Medium zu senken und stapel sie dann übereinander. Du wirst merken, das ein Teil des Wassers aus den obersten Blöcken rausgezogen wird, was den Vorteil hat, das du nicht eine Woche lang viel zu nasse Blöcke hast.

Setz zum Beispiel 110 Startblöcke (7,5 x 7,5 cm) auf einen sogenannten Duma-Behälter und fülle die Löcher der Startblöcke mit Saat- oder Stecklingserde. Nach dem Aussäen, circa 0,5 > 1,0 cm tief, sollte alles gut mit Plastikfolie abgedeckt werden um, Austrocknung zu vermeiden. Nach 2 Tagen sollte die Plastikfolie abgenommen und der Behälter unter Neonröhren plaziert werden. Jahrelange Erfahrung hat gezeigt, das die Pflänzchen keine Wachstumsverzögerung erleiden, wenn die bewurzelten Startblöcke nach 12-14 Tagen auf die Steinwollmatten gestellt werden.

Jiffy's: Sind etwas teurer, als die Anderen Möglichkeiten und haben Vor- aber auch Nachteile. Die Jiffy's trocknen recht schnell aus, sind also nur für Zucht auf Erde zu gebrauchen. Wenn sie etwas zu nass gehalten werden, wird man sehr schnell Ärger mit Schimmel bekommen.

Eigentlich kein schlechtes Medium, aber teurer als die Anderen und sie müssen wirklich täglich kontrolliert werden und so schnell wie möglich in ein anderes Medium umgepflanzt werden. Die Bio-Idee ist prima, aber wenn man mit vielen Jiffy's arbeitet, sind die Probleme fast schon vorprogrammiert.

Töpfe oder Töpfchen mit Erde: Das schönste, beste, natürlichste und das einfachste Wachstumsmedium. Nimm gute vorgedüngte Erde und fülle deine Töpfchen damit zu 3/4. Fülle den Rest des Töpfchens mit Saat/Stecklingserde. Drücke die Erde etwas fest an, um zu vermeiden, das später der Samen beim Wässern weggespült wird. Pflanze den Samen 0,5 > 1,0 cm tief ein. Am besten kannst du die ganz dünnen Plastiktöpfchen nehmen, die sogennanten Wegwerftöpfchen. Daraus lässt sich sehr einfach der Boden herausschneiden und man kann sie ohne Umpflanzschock z.B. auch direkt auf Steinwollmatten stellen. Du solltest dann jedoch den Bewässerungsspike in die Matte stecken und nicht in das Töpfchen mit Erde. Unter anderem deswegen, weil die Pflanze im oberen Teil des Mediums ihre Abfallstoffe (Salze und Nitrate) absetzt, und es wäre nicht klug diese Abfallstoffe jedesmal wieder ins Wurzelsystem zu spülen. Mit Sämlingen kann man auch bedeutend mehr pflanzen pro m2 stellen!

Im Garten: Selbstverständlich die natürlichste Weise, aber sehr abhängig vom nassen und kaltem Herbstregen. Vor allem in den nördlicheren Teilen Europas kommen die Pflanzen zwar gut durch das vegetative Stadium (Waschstumsstadium) und sehen auch sehr schön aus, aber dann geht es oft in der Blühphase schief, weil es draussen viel zu nass und feucht ist.

Du solltest kein Risiko eingehen und erst aussäen, wenn du sicher bist, das Frost nicht mehr zu erwarten ist. Denn die Pflanzen werden nur bei angenehmen Aussentemperaturen gut wachsen.

Der Samen sollte nicht tiefer als 1,0 cm eingepflanzt werden und wenn es nicht regnen sollte, musst du dafür sorgen, das die Erde in den ersten Tagen feucht bleibt. Extra Dünger während des Zyklus muss nicht immer nötig sein, aber wenn du keine vorgedüngte Erde benutzt, solltest du alle 2 Wochen dem Giesswasser etwas Dünger zufügen. Du solltest aber nicht in der Nähe des Stammes wässern, da dann auch abgesetzte Salze und Nitrate wieder dem Wurzelsystem zugeführt werden.

Im Haus vorziehen ist auch eine Möglichkeit, dann hat man auch die Beleuchtungsdauer unter Kontrolle. Wenn die Pflanzen drinnen eine lange Beleuchtungsdauer von min. 20 Stunden pro Tag bekommen und dann rausgesetzt werden, gewinnt man Zeit und die Pflanzen werden schneller zur vollen Blüte kommen.

Allgemein: Sorge dafür, das in deiner Saat/Stecklingserde recht viel scharfer Sand ist, oder siebe deine Erde erst. Spielsand (z.B. aus dem Spielkasten) ist hierfür gut geeignet. Falls die Erde zu faserig sein sollte, kann es Probleme beim Keimen geben.

Die Saathülle sollte im Medium verbleiben, nachdem die Keimung erfolgt ist. Das Giesswasser sollte einen PH- Wert von 6,3 haben und die Pflanzen sollten zwar feucht, aber nicht nass gehalten werden. Ein Zerstäuber leistet dann gute Dienste.

Sorge dafür, das deine Pflänzchen genug Licht bekommen, nachdem sie gekeimt haben und lasse das Licht in den ersten Tagen einfach an, mindestens jedoch 20 Stunden pro Tag. Wenn du mit Neonröhren arbeitest, ist es sehr wichtig, das der Abstand zu den Pflanzen nicht zu gross ist. Es dürfen nur einige Centimeter sein, eine 400 Watt- Lampe kann ruhig auf 40 cm Abstand gehängt werden und eine 600 Watt-Lampe auf 50 cm. Du brauchst dir keine Sorgen machen, diesen Abstand können sie gut vertragen, jedoch solltest du darauf achten das der Luftaustausch unter der Lampe gut ist (Ventilator).

Anders als z.B. Stecklinge können Sämlinge trockene Luft gut vertragen und der Gebrauch von Mini- Gewächshäusern für Sämlinge geht oft in die Hose, wenn es darin zu feucht und zu warm ist. Wenn die Samen indoor zum Keimen gebracht werden, haben sie die Neigung zum "gieren", was dann schlappe und lange Pflanzen zu Folge hat. Dies kann einfach vermieden werden, indem die Lichtquelle so nah wie möglich über der Pflanze hängt. Die Bodentemperatur zu senken wäre eine andere Möglichkeit, aber das würde evtl. Wachtumsverzögerungen hervorrufen. Der grösste Fehler, der gemacht wird, ist das das Licht die entkeimende Saat nicht intensiv genug bescheint !

Die ersten 2 Stunden der Beleuchtung sind entscheidend für das weitere Leben der Pflanze !

Gib den Pflänzchen erst etwas natürlichen Dünger, wenn sie schon seit 2 Tagen durch die Erde gewachsen sind. Nimm einen ganz leichten Dünger und nimm Giesswasser mit PH 6,3.

Beachte bitte: Die Ballaststoffe, die im Trinkwasser bereits enthalten sind, darfst du nicht als Dünger ansehen. Falls du kein EC-Messgerät hast, solltest du mit Regenwasser arbeiten.

Am besten kannst du deinen Pflänzchen einen Dünger geben, der auch als Blattdünger verabreicht werden kann, dann ist die Chance, das etwas schiefgeht, eigentlich gleich null.